

Obwohl es dieses Mal um keine Gebäude geht, möchte ich gerne zwei Aufnahmen aus der autoarmen Corona-Zeit präsentieren. Einmal die Kreuzung Amraser Straße / Rhomberg-Passage …
… sowie die Salurner Straße an einem ganz normalen Wochentag um 17.15 Uhr, also eigentlich „beste“ Büroschlussuhrzeit. Jetzt, im Juni schon wieder nicht mehr vorstellbar; beide Aufnahmen: März 2020.
Ich lade Sie auf eine Fotoreise zu den ehemaligen Schauplätzen ein: Wo wurden diese Häuser erbaut? Was ist heute davon noch erhalten geblieben? Welche interessanten architektonischen Details fallen auf? Ab wann wurde damit begonnen, diese zu schleifen bzw. umzubauen (Aufstockungen bzw. Wärmeisolierungen)? Wie schauen die heutigen Neubauten aus?
TEIL I: ENTSTEHUNGSGESCHICHTE und NEUE SIEDLUNGSGEBIETE in der Stadt
Mit dem Hitler-Mussolini-Abkommen vom 23.6.1939 hatten die Südtirolerinnen und Südtiroler die Wahl („Option“), entweder für die Auswanderung in das Deutsche Reich zu stimmen oder in Italien zu verbleiben. Die Stadt Innsbruck (aber auch das Land Tirol) musste sich somit auf einen großen Ansturm von Südtiroler Optanten einstellen (man rechnete mit rund 40.-50.000 Südtirolerinnen und Südtirolern) und dementsprechende Vorbereitungsmaßnahmen treffen (nicht vollständig aufgezählt):
a.) Errichtung der Dienststelle Umsiedlung Südtirol (DUS) als zentrale Einbürgerungsbehörde mit der Empfangsstelle im Hotel „Viktoria“ am Bahnhofsplatz und dem Hauptsitz im aufgelassenen Servitenkloster in der Maria-Theresien-Straße.
b.) Errichtung der Gesellschaft „Neue Heimat“, die unverzüglich mit dem Bau der großen Wohnanlagen begann, die zum Teil auch noch heute, im Jahr 2020 bestehen. Der erste dieser Wohnblöcke wurde ab November 1939 am Sillufer zwischen Prinz-Eugen-Brücke und Pembaurbrücke errichtet. Die Innsbrucker Nachrichten berichteten am 12.2.1940 vom Richtfest:
Wegen des enormen Wohnbedarfes und der daraus resultierenden notwendigen weitreichenden Verbauung war es deshalb nur möglich, diese an den damaligen Randgebieten der Stadt durchzuführen, und zwar in Wilten südlich der Franz-Fischer-Straße sowie am östlichen Rand von Pradl und in der heutigen Reichenau. Insgesamt entstanden auf dieser Grundlage 5 große Bebauungszonen, auf welchen lt. Josef Riedmann, Geschichte des Landes Tirol 4/II, 189 Häuser errichtet worden sind:
1.) Wilten-West: im Bereich zwischen Franz-Fischer-/Speckbacher-/Staffler- und Egger-Lienz-Straße.
2.) Pradl: im Bereich um die Lang-, Gumpp-, Amthor-, Kranewitter- und Türingstraße.
3.) Reichenau: rund um den Straßenzug An der Furt.
4.) Pradler Saggen: zwischen Reichenauer- und Kärntner Straße.
5.) Saggen-Ost: Viktor-Dankl-Straße. [Anmerkung: Dieser betreffende Block Nr. 2-10 wurde kriegsbedingt erst 1946 fertiggestellt und von mir in die Aufstellung nicht mitaufgenommen.]
TEIL II: Die einzelnen SIEDLUNGSGEBIETE
[Quellenverzeichnis: Klaus Lugger, Wohnbau sozial, Innsbruck 1993 / Helmut Alexander, Heimatlos – Die Umsiedlung der Südtiroler, Wien 1993 / Stadtplan-Ausschnitte aus einem Stadtplan von 1986]
Im folgenden werden die einzelnen Bauabschnitte dargestellt, zwecks der besseren Übersichtlichkeit gereiht nach Baulosen. Im Anschluss daran werden die einzelnen Baulose näher betrachtet: Stadtplan-Ausschnitte kennzeichnen die Lage der Wohnbauten, Fotos dokumentieren den Bestand und in einer beigefügten Aufstellung werden relevante Daten erfasst (z. B. Bezugsjahr, Bauträger, Bombentreffer, Umbauten an den Gebäuden wie Aufstockung oder Wärmeisolierung, Abriss, Neubau).
Der Monat Juli im Rückblick vergangener Jahr(zehnt)e
3.7.2019: Das Hofgarten-Cafè brennt! – Rückblick: Im Jahr 1920 erbaut Clemens Holzmeister die neue Hofgarten-Restauration, welche im Laufe der Zeit durch einige Um- und Zubauten das Aussehen verändert.
5. – 10.7.1945: Die französische Besatzung übernimmt von den Amerikanern die Besatzung von Nordtirol und Vorarlberg, hauptsächlich mit Einheiten der 4. marokkanischen Gebirgsdivision.
Die folgenden vier Aufnahmen zeigen Szenen aus den Feierlichkeiten in Innsbruck zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli 1953, zwei Jahre vor Abzug der französischen Besatzungssoldaten (Fotograf unbekannt).
Französische Kampfpanzer defilieren am Rennweg vor der Ehrentribüne, die mit hochrangigen französischen Militärs besetzt ist. Links im Hintergrund erkennt man die im Bombenkrieg zerstörte Dogana.
Am Landhausplatz fanden kulturelle Aufführungen sowohl der französischen Besatzung als auch der einheimischen Bevölkerung statt:
Unter dem Oberkommandierenden in der französischen Besatzungszone, General Marie-Emile Béthouart und dem Chef der Militärregierung, Generaladministrator Pierre Voizard wird französisches Militär erst 1955 das Land wieder verlassen. Mit Hilfe einer großzügigen französischen Spende wird gegen die grassierende Wohnungsnot der „Voizard“-Hof in der Roseggerstraße erbaut.
Diese Tafel hängt noch heute am Eingang zu diesem Häuserblock.