Der Monat August im Rückblick vergangener Jahr(zehnt)e
15.-16.8.1931: In Innsbruck wird der 5. Reichsjugendtag des Bundes der Kaufmannsjugend im Deutschen Handlungsgehilfenverband (DHV) abgehalten. Rund 8.000 deutsche sowie 1.000 österreichische Jugendliche nehmen daran teil. Das deutschnationale Gedankengut war zu dieser Zeit bereits sehr stark verankert, was in der sprachlichen Berichterstattung (z. B. beim Rückblick in den „Innsbrucker Nachrichen“ vom 19.8., Seite 7: „… zu arbeiten gegen die Qual der deutschen Zerrissenheit.“ oder: „… kamen nach Innsbruck, alle diszipliniert, Lieder singend, im Marschschritt durch die Gassen Innsbruck einrückend. Eigens kamen sie nach Innsbruck, warum? – Weil es die südlichste deutsche Grenzstadt ist.“ http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19310819&query=%225.+Reichsjugendtag%22&ref=anno-search&seite=7) oder auch in der Organisation deutlich wurde: Vaterländische Kundgebung beim Begrüßungsabend, abends gemeinsamer Fackelzug mit mehreren Musikkapellen in Richtung Bergisel (http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19310817&seite=3&zoom=33)
Es lohnt sich jedenfalls ein Blick auf das Programm: Nach der Ankunft am Samstag Vormittag fand bereits am Nachmittag eine Scheinfirmenmesse in der Aussstellungshalle (heute: Messehalle) statt, bei welcher jede Ortsgruppe des DHV eine Scheinfirma führte (während eines ganzen Jahres) und ihre angebotenen Waren auch tatsächlich präsentieren mussten. Am Sonntag nach dem gemeinsamen Festgottesdienst startete um 11 Uhr der „Andreas-Hofer-Staffellauf“ vom Bergisel nach der Hofburg, nachmittags gab es ein großes Volksfest auf der Ferrariwiese, bei dem die Teilnehmer eigens arrangierte künstlerische Darbietungen zum besten gaben. Am Montag marschierten dann alle Gruppen in ihre zugewiesenen Berglager ab, um schlussendlich am Mittwoch wieder in ihre Heimatstädte zurückzufahren.
Anlass zur Sorge gab eine Zeitungsmeldung in den „Innsbrucker Nachrichten“ vom 20.8. auf Seite 6, wonach sich einige Jugendgruppen nach der Bergtour im Valsertal nicht in ihren Unterkünften zurückgekehrt sind. Da der Abstieg erst gegen 19 Uhr angetreten worden war, ging man davon aus, dass sie in einer Alm übernachtet oder im Freien biwakiert hatten.
Wo wurden diese Tausende von Jugendlichen in Innsbruck untergebracht und wie wurden sie verköstigt? Der nachfolgend abgebildete Plan gibt darüber Auskunft:
Als Unterkünfte waren die meisten Schulen vorgesehen, an Verpflegungsstätten kamen in Frage: Bürgerbräu (Nr. 4 b), IWA-Küche (Nr. 12 a), Gasthaus Hellenstainer und Hotel Goldener Greif (Nr. 6 a, 6 b und 9 a), Volksküche (Nr. 3), Gasthaus Wilder Mann (Nr. 9 b), Gasthof Sprenger (Nr. 4 a), Hotel Grauer Bär (Nr. 2), Gasthaus Bierwastl (Nr. 1 und 12 b), Bahnhofsgastwirtschaft (Nr. 11), Gasthaus Hofmann (Nr. 13), Hotel Maria Theresia (Nr. 10), Gasthaus Breinössl (Nr. 5 und 8), Ferrari-Hof (Nr. 7). – – – Interessantes Detail am Rande: Bis auf den Grauen Bär existiert heute keine einzige dieser Einrichtungen mehr!