FOLGE 1: ADAMBRÄU

(Sammlung Michael Svehla).
Das Adambräu wurde am 11. März 1825 von Franz Josef Adam, einem Spezereiwarenhändler und Seidenfabrikanten, gegründet, als er den Ansitz Windegg erwarb. An diesem Tag wurde ihm nämlich die personelle Brauereigerechtsame erteilt, d.h. die Konzession zum Bierbrauen. Bereits zu Ostern 1825 konnte man das erste Märzenbier verköstigen. Nach dessen Tod 1830 übernahm seine Witwe die Unternehmensgeschicke für die nächsten fünf Jahre, ehe es zu einer längeren Periode von mehreren sich abwechselnden Besitzern kam. Im August 1917 kündigten die damaligen Besitzer Mutschlechners Erben (seit 1894) die Geschäftsübergabe an die Innsbrucker Gastgewerbe-Brauerei in den Innsbrucker Nachrichten (Ausgabe vom 01.09.) an:

Diese Gesellschaft wurde kurz zuvor, am 19.06.1917 gegründet, wie nachstehender Zeitungsartikel aus den Innsbrucker Nachrichten vom 20.06. zeigt:

Bereits am 24.05. desselben Jahres konnte man in den Innsbrucker Nachrichten von den Absichten mehrerer Gastwirte lesen:

Kurze Zeit später, am 20.02.1918 schlug eine Bombe beim allerersten Bombenangriff auf Innsbruck (durch die italienische Luftwaffe) direkt im Betriebsgelände ein, wie die Innsbrucker Nachrichten in der Ausgabe vom 23.02. berichteten:



Die Gebäudeteile des Adambräu, welche auch heute (2021) noch bestehen, wurden zwischen 1926 und 1931 vom berühmten Architekten Lois Welzenbacher erbaut. Er machte aus der (Platz)Not eine Tugend und ließ das neue Sudhaus als „zweites Hochhaus“ (nach jenem des EWI in der Salurner Straße) errichten. Die Produktionsprozesse wurden damit in die Höhe gestellt, anders als im Bürgerbräu. Mit den übergroßen Fensterscheiben hatte er sich eine besondere Raffinesse einfallen lassen: Die in ihren Zugabteils sitzenden und in den Hauptbahnhof einfahrenden Fahrgäste sollten so schon auf den Geschmack gebracht werden.

Während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zum Hauptbahnhof mehrfach getroffen. Schwere Treffer erhielten das Sudhaus am 26.10.1944 sowie Restaurations- und Garagengebäude am 15.12.1944 .
Ein paar Erinnerungen aus den 1970er Jahren:



1990 kam es zu einer kompletten Änderung des grafischen Designs(*): Das St. Bartlmä-Kirchlein wurde durch das Goldene Dachl ersetzt, den Namenszug stutzte man zurück auf den ursprünglichen Firmengründer „Adam“. Alles in allem eine wohl missglückte Neuerung, wie mir vielfach von ehemaligen Mitarbeitern erzählt wurde: Man assoziierte mit dem neuen Schriftzug eher eine Schuhmarke als ein Bierprodukt…
(*) Interessanterweise ähnelt dieses Schicksal auch jenem der Ersten Tiroler Arbeiterbäckerei (ETAB), die ebenfalls zu Beginn der 1990er Jahre eine zwar nicht ganz so dramatische Umänderung ihres Namens und Logos erlebte, aber wo ebenso mit verschiedenartigsten Umwälzungen versucht worden ist, eine Neubelebung herbeizuführen. Übrigens mit demselben Resultat: Ein paar Jahre später wurde die Produktion eingestellt. Aber mehr dazu demnächst!

Diese Änderung währte nicht lange, denn schon kurze Zeit darauf (ich glaube so um die Jahre 1994/95) wurde das Logo noch einmal geändert. Dieses Mal hieß das Bier zwar wieder „Adambräu“, mit dem Konterfei des Andreas Hofer wollte man aber wohl das Provinzielle ablegen und sich tirolweit präsentieren:

1994 wurde die Gesellschaft schließlich von der Brau Beteiligungs AG übernommen und die Produktion an diesem Standort eingestellt – der Anfang vom Ende des gesamten Geländes. Die Tiroler Tageszeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 10.02.1994 darüber mit folgender Überschrift: „Adambräu in Innsbruck wird aufgelassen – Marke bleibt.“ Im Artikel ist nachzulesen, dass die beiden Innsbrucker Brauereien des Konzerns, Adambräu und Bürgerbräu, zusammengelegt und ab Jahresende beide Marken im Bürgerbräu produziert werden. Als Hauptargument wurde die Nutzung von Synergieeffekten angeführt, von den 25 Mitarbeiter/innen des Adambräu müssten 10 bis 15 gekündigt werden. Schon bald wurden Pläne veröffentlicht, die einen Neubau in Form eines Mischkomplexes von Geschäfts- und Wohneinheiten vorsahen.
So präsentierten sich die Betriebsgebäude in den Jahren 1994/95:







In den Innsbrucker Nachrichten vom 24.04.1886 findet sich die Anzeige zur Eröffnung des (damals noch so bezeichneten) Glas-Salons:

Und nur ein paar Tage später, am 01.05.1886 wird in den Innsbrucker Nachrichten zum großen Garten-Eröffnungs-Konzert geladen:




Diese Abfüllhalle wurde Anfang der 1970er Jahre erbaut, zuvor war an dieser Stelle ein gern besuchter Gastgarten angesiedelt!


An dieser Stelle möchte ich mich bei dem kürzlich verstorbenen Walter Kreutz, aus dessen unendlich riesigen Schätzen an Fotografien er mir diese beiden vor über 15 Jahren ohne großes Trara liebenswürdigerweise für eine Scankopie zur Verfügung stellte, sehr sehr herzlich bedanken! Er war quasi mein spiritus rector für den Beginn meiner Sammel- und Fotografierleidenschaft Anfang der 1990er Jahre, noch lange bevor wir uns zum ersten Mal trafen. Unsere zahlreichen späteren Treffen waren jedes Mal gekennzeichnet von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung vor den jeweiligen neuesten Sammlerrungenschaften und Walter Kreutz freute sich stets besonders darauf, wenn ich wieder mit einer neuen Aufnahme bei ihm vorstellig wurde, die ich nicht lokalisieren konnte. Gemeinsam saßen wir dann in gebückter Haltung über dieser Aufnahme, bewaffnet mit einem Vergrößerungsglas und verschiedenen Adress- und Telefonbüchern, um so das Rätsel zu lösen. Und Sie dürfen erraten, wer es dann von uns beiden als Erster schaffte bzw. den entsprechenden Hinweis zur Aufklärung gab… (Anmerkung: Diese Aufnahmen sowie die gesamte Sammlung von Walter Kreutz befindet sich nun im Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck).





Zuguterletzt ein letzter Blick auf die Überreste einer einst stolzen Brauerei – alle Aufnahmen vom August bzw. Oktober 1997:


